Neumond. Eine weitere Nacht des Schreckens war heraufgezogen, windstill und stockfinster. Chrysalis lag unter einer rauen Wolldecke auf ihrem Lager. Sie fühlte eine bleierne Müdigkeit, konnte aber nicht schlafen. Nebenan schnarchte leise Vater. Mutter warf sich im Schlaf herum und st?hnte.
Zuerst verstummten das Kratzen der Holzwürmer in den Brettern neben Chrysalis‘ Kopf und das Rascheln der M?use im Stroh ihrer Bettstatt. Dann h?rte sie das Wiederk?uen der beiden Kühe im Stall nicht mehr. Totenstille. Alle Bewohner, selbst die Hunde, Katzen, Kühe, Schweine und andere Haustiere waren in einen magischen Schlummer gesunken.
Mit vor Angst geweiteten Augen starrte Chrysalis in die undurchdringliche Dunkelheit. Ja, es war wieder eine Nacht des Schreckens.
Ein halbes Dutzend in dunkle Umh?nge gehüllte Gestalten stolzierte durch das Dorf.
Kalter Schwei? sammelte sich auf Chrysalis’ Stirn.
An einer windschiefen Kate machte die Gruppe halt und stellte sich in losem Kreis um die ?rmliche Behausung. Einer trat vor und schob die Türe auf, deren verrostete Angeln in der unnatürlichen Stille knarrten. Er schlug seine Kapuze zurück, seine kalten Augen glitzerten grünlich im Sternenlicht. Er betrat die Kate und stellte sich mit erhobenen Armen neben die Bettstatt, in der der Bauer mit seiner Frau lag.
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Chrysalis wagte kaum noch zu atmen.
Der Eindringling murmelte dunkle Worte in einer fast vergessenen Sprache, und der Leib des Bauern wurde von einem schwachen grüngelben Schimmer umhüllt. Das Leuchten verdichtete sich zu einem wabernden Band, das der Magier aufnahm und mit den H?nden zu einer Kugel formte. Aus den Falten seines Umhangs zog er eine Flasche aus schwarzem Glas, entkorkte sie und schob die leuchtende Kugel hinein. Als er den Verschluss wieder aufsetzte, entfuhr dem Bauern ein tiefer Seufzer, der in ein Wimmern überging. Dann erschlaffte sein K?rper und er sank in den todes?hnlichen Schlaf der totalen Ersch?pfung.
Chrysalis krallte ihre Finger in ihre zerschlissene Decke. Eisige Tr?nen liefen über ihre Wangen.
Der Magier verlie? die Kate wieder und suchte mit seinen Begleitern nach einem neuen Opfer. In dieser Nacht füllten sie noch ein Dutzend Flaschen.
Chrysalis biss in ihre Decke und wimmerte leise vor sich hin.
Pünktlich zum n?chsten Neumond fiel ein anderes Dorf in den unnatürlichen Schlaf.
Und Chrysalis wartete in Todesfurcht darauf, dass die Eindringlinge einmal die Türe zu ihrer Kate ?ffneten und sie entdeckt werden würde.